9.1.4 Mittel- bis langfristige Schutzstrategie

Die langfristige Sicherung bedrohter Tier- und Pflanzenarten setzt den Schutz ausreichend großer, ausreichend vernetzter und naturraumtypischer Lebensräume voraus. Nach Auffassung des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen sollte der Naturschutz auf etwa 10 bis 15 % der Landesfläche absoluten Vorrang genießen (SRU 2000). Auch die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) empfiehlt einen Flächenanteil von 15 % der Landesfläche für vorrangige ökologische Zwecke vorzusehen (BMI 1993). Innerhalb dieser Gebiete sollen als Kernbereiche ausreichend große Naturschutzgebiete (anzustrebende Mindestflächengröße: 100 ha) ausgewiesen und entwickelt werden.

In der Region Oberfranken-Ost bilden die Gebiete mit vorgesehener natürlicher/naturnaher Entwicklung und die Gebiete mit vorherrschenden Leistungen der Landnutzungen für Naturhaushalt und Landschaftsbild (siehe Karte 6) ökologische Schwerpunkträume, innerhalb derer vorrangig Naturschutzgebietsausweisungen erfolgen sollten. Auf der Basis dieser Gebietskulisse sowie der unterschiedlichen standörtlichen Voraussetzungen und Biotopausstattung in den Naturräumen der Region wird vorgeschlagen, in den verschiedenen Naturräumen langfristig folgende Anteile ökologischer Schwerpunkträume zu entwickeln (Tabelle 26). Auf Grund des in vielen Naturräumen der Region hohen Waldanteils ist vor allem auch der Orientierungswert mit Bezug auf die Naturraumfläche außerhalb der großflächigen Wälder aussagekräftig.

Tab. 26:    Vorgeschlagene Anteile ökologischer Schwerpunkträume an den Naturräumen

Naturraum

Langfristig anzustrebender Anteil
ökologischer Schwerpunkträume

an der gesamten
 Naturraumfläche

an der Naturraumfläche außerhalb der Wälder

Oberpfälzisches Hügelland (070)

5 %

4 %

Obermainisches Hügelland (071)

13 %

10 %

Nördliche Frankenalb (080)

25 %

12 %

Nordwestlicher Frankenwald (392)

20 %

7 %

Münchberger Hochfläche (393)

4 %

3 %

Hohes Fichtelgebirge (394)

35 %

3 %

Selb-Wunsiedler Hochfläche (395)

19 %

9 %

Mittelvogtländisches Kuppenland (411)

11 %

10 %

Oberes Vogtland (412)

29 %

15 %

Diese Orientierungswerte sollten in der Region Oberfranken-Ost angestrebt werden, um natürliche und naturnahe Lebensräume nachhaltig zu sichern und zu entwickeln. Je nach Biotop- bzw. Gebietstyp ist im Einzelfall zu entscheiden, welche Form der Sicherung (Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, Bewirtschaftungsvereinbarungen etc.) am besten geeignet erscheint.

Ein Vergleich der vorgeschlagenen Flächenanteile für ökologische Schwerpunkträume-landschaftliche Vorranggebiete mit den bestehenden und geplanten Naturschutzgebieten (NSG) sowie den gemeldeten NATURA 2000-Gebieten zeigt, inwieweit dieser Flächenbedarf des Naturschutzes bereits durch Schutzgebiete abgedeckt ist (siehe Tabelle 27). Anzumerken ist hier, dass die bestehenden und geplanten Naturschutzgebiete in der Regel als NATURA 2000-Gebiete gemeldet werden, so dass hier in großem Umfang von Überschneidungen auszugehen ist.

Tab. 27:       Vergleich der vorgeschlagenen landschaftlichen Vorrangflächen mit den bestehenden Schutzgebieten nach Naturräumen

Naturraum

Flächenanteil am Naturraum

Vorgeschlagener Anteil  landschaftlicher Vorrangflächen

Anteil bestehender Naturschutzgebiete inkl. NATURA 2000-Gebiete (Stand 15.10.2001)

NSG
Bestand

NSG
Planung

NATURA 2000-Gebiete (Stand 15.10.2001)

Oberpfälzisches Hügelland (070)

5 %

1,0 %

0,9 %

--

1,0 %

Obermainisches Hügelland (071)

13 %

1,0 %

0,1 %

0,2 %

1,0 %

Nördliche Frankenalb (080)

25 %

2,7 %

0,2 %

0,3 %

2,7 %

Nordwestlicher Frankenwald (392)

20 %

1,7 %

0,7 %

--

1,6 %

Münchberger Hochfläche (393)

4 %

0,4 %

0,1 %

0,1 %

0,4 %

Hohes Fichtelgebirge (394)

35 %

1,9 %

0,7 %

0,3 %

1,9 %

Selb-Wunsiedler Hochfläche (395)

19 %

3,9 %

1,1 %

2,1 %

3,9 %

Mittelvogtländisches Kuppenland (411)

11 %

0,5 %

0,5 %

--

0,4 %

Oberes Vogtland (412)

29 %

4,3 %

0,8 %

3,5 %

4,1 %

Tabelle 28 zeigt den Vergleich zwischen den vorgeschlagenen landschaftlichen Vorrangflächen und den bestehenden Schutzgebieten außerhalb der großflächigen Wälder.

Tab. 28:       Vergleich der vorgeschlagenen landschaftlichen Vorrangflächen mit den bestehenden Schutzgebieten im Offenland der jeweiligen Naturräume

Naturraum

Flächenanteil am Offenland des Naturraumes

Vorgeschlagener Anteil landschaftlicher Vorrangflächen

NSG Bestand

NSG Planung

NATURA 2000-Gebiete (Stand 15.10.2001)

Oberpfälzisches Hügelland (070)

4 %

0,8 %

-

0,8 %

Obermainisches Hügelland (071)

10 %

0,1 %

0,2 %

0,7 %

Nördliche Frankenalb (080)

12 %

0,1 %

0,1 %

0,9 %

Nordwestlicher Frankenwald (392)

7 %

0,1 %

-

0,2 %

Münchberger Hochfläche (393)

3 %

0,1 %

0,1 %

0,1 %

Hohes Fichtelgebirge (394)

3 %

0,1 %

0,1 %

0,7 %

Selb-Wunsiedler Hochfläche (395)

9 %

0,2 %

1,5 %

1,6 %

Mittelvogtländisches Kuppenland (411)

10 %

0,4 %

-

0,4 %

Oberes Vogtland (412)

15 %

0,9 %

0,2 %

1,1 %

In der gesamten Region ist der Anteil der gesicherten Flächen im Vergleich zu den vorgeschlagenen landschaftlichen Vorrangflächen eher gering einzuschätzen.

Die Region Oberfranken-Ost weist in vielen Naturräumen, z.B. dem Hohen Fichtelgebirge, dem Oberen Vogtland, der Nördlichen Frankenalb oder dem Frankenwald hohe Anteile (zwischen 20 und 35 % der Naturraumfläche) an Gebieten auf, die durch Landnutzungen mit vorherrschenden Leistungen für Naturhaushalt und Landschaftsbild charakterisiert sind oder die als Gebiete mit naturnaher bis natürlicher Entwicklung einzustufen sind. Die Ausstattung an Lebensräumen hoher bis sehr hoher Qualität ist in der Region als herausragend zu bezeichnen. Diese Flächen sind nur zu einem sehr geringen Teil durch bestehende, gemeldete oder geplante Schutzgebiete abgedeckt. Die höchsten Anteile weisen mit ca. 20 % bereits geschützter ökologischer Schwerpunkträume die Naturräume Selb-Wunsiedler Hochfläche und das Oberpfälzische Hügelland aus. Im Oberen Vogtland, der Nördlichen Frankenalb und der Münchberger Hochfläche sind zwischen 10 und 15 % der ökologischen Schwerpunkträume durch Naturschutzgebiete oder NATURA 2000-Gebiete abgedeckt. In den übrigen naturräumlichen Haupteinheiten der Region Oberfranken-Ost sind die vorgeschlagenen Flächenanteile für ökologische Schwerpunkträume in weitaus geringerem Umfang durch Naturschutzgebiete bzw. NATURA 2000-Gebiete gesichert (Nordwestlicher Frankenwald: 9 %, Obermainisches Hügelland: 8 %, Hohes Fichtelgebirge und Mittelvogtländisches Kuppenland: 5 %).

Geht man davon aus, dass in bestehenden und noch auszuweisenden Schutzgebieten natürliche und naturnahe Lebensräume gemäß ihres natürlichen Anteils (der Verbreitung und des Flächenanteils ihrer natürlichen Standorte) in einem Naturraum repräsentiert sein sollten, so wäre pro Naturraum anzugeben, zu welchen Anteilen Lebensräume feuchter, mittlerer und trockener Standorte langfristig gesichert werden sollten und durch welche Entwicklungsmaßnahmen zu dem jeweiligen Biotoptyp zu entwickeln wären.

Mangels flächendeckend einheitlicher Standortinformationen (z.B. fehlende detaillierte Bodeninformation) kann hier pro Naturraum nur eine sehr grobe Abschätzung des natürlichen Standortspektrums vorgenommen werden, so dass hinsichtlich der anzustrebenden Repräsentanz feuchter, mittlerer und trockener Standorte in Schutzgebieten folglich nur Tendenzen angegeben werden können.

Für die Naturräume wurde daher basierend auf Auswertungen der Biotopkartierung, der Geologie, der vorkommenden Sonderstandorte eine grobe Abschätzung des Vorkommens von Lebensraumgruppen für feuchte, mittlere und trockene Standorte vorgenommen.

Um in den bestehenden und noch auszuweisenden Schutzgebieten das naturraumtypische Standortspektrum schutzwürdiger naturbetonter Lebensräume in angemessener Weise zu repräsentieren, sollte bezüglich feuchter, mittlerer und trockener Lebensräume bei künftigen Schutzgebietsausweisungen auf folgende Gewichtung geachtet werden (Tabelle 29):


Tab. 29:          Aufteilung der Lebensraumtypen unterschiedlicher Standorte (feucht, mittel, trocken) in den ökologischen Schwerpunkträumen pro Naturraum in Prozent 


Naturraum

Aufteilung der Lebensraumtypen unterschiedlicher Standorte in den ökologischen Schwerpunktgebieten pro Naturraum

Feuchte Standorte und Auenstandorte

Mittlere Standorte

Trockene Standorte

Oberpfälzisches Hügelland (070)

78 %

9 %

13 %

Obermainisches Hügelland (071)

44 %

33 %

23 %

Nördliche Frankenalb (080)

25 %

46 %

29 %

Nordwestlicher Frankenwald (392)

59 %

16 %

25 %

Münchberger Hochfläche (393)

77 %

9 %

14 %

Hohes Fichtelgebirge (394)

58 %

9 %

33 %

Selb-Wunsiedler Hochfläche (395)

77 %

18 %

5 %

Mittelvogtländisches Kuppenland (411)

68 %

19 %

13 %

Oberes Vogtland (412)

96 %

1 %

3 %

(Die Summe der einzelnen Typen ist für jeden Naturraum 100 %)

Tabelle 30 zeigt dazu im Vergleich die Verteilung der Lebensraumtypen (feucht, mittel, trocken) in den naturschutzrechtlich (durch GLB, NSG oder NATURA 2000) gesicherten Flächen der ökologischen Schwerpunktgebiete. Der Anteil des jeweiligen Lebensraumtyps in den amtlich unter Schutz gestellten Gebieten sollte den tatsächlichen Anteil dieser Lebensraumtypen innerhalb des gesamten ökologischen landschaftlichen Schwerpunktgebietes entsprechen. Wie in Tabelle 27 und 28 dargelegt, sind nur kleine Teile (5 bis 20 %, vgl. oben) der ökologischen landschaftlichen Schwerpunkträume durch bestehende Naturschutzgebiete oder NATURA 2000-Gebiete gesichert. Die Werte von Tabelle 30 geben Auskunft über die Repräsentanz der einzelnen Standorttypen in den Schutzgebieten.


Tab. 30:    Aufteilung der Lebensraumtypen unterschiedlicher Standorte (feucht, mittel, trocken) in den ökologischen Schwerpunkträumen, die durch Naturschutzgebiete (NSG), NATURA 2000-Gebiete oder Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) gesichert sind

Naturraum

Aufteilung der Lebensraumtypen unterschiedlicher Standorte in den
ökologischen Schwerpunktgebieten pro Naturraum, die durch GLB,
NSG oder NATURA 2000 gesichert sind.

Feuchte Standorte und Auenstandorte

Mittlere Standorte

Trockene Standorte

Oberpfälzisches Hügelland (070)

88 %

0,2 %

12 %

Obermainisches Hügelland (071)

62 %

19 %

19 %

Nördliche Frankenalb (080)

36 %

27 %

37 %

Nordwestlicher Frankenwald (392)

39 %

46 %

15 %

Münchberger Hochfläche (393)

88 %

3 %

9 %

Hohes Fichtelgebirge (394)

66 %

12 %

22 %

Selb-Wunsiedler Hochfläche (395)

80 %

16 %

4 %

Mittelvogtländisches Kuppenland (411)

79 %

11 %

11 %

Oberes Vogtland (412)

96 %

0 %

4 %

(Die Summe der einzelnen Typen ist für jeden Naturraum 100 %)

Tabelle 31 zeigt direkt die Repräsentanz der Lebensraumtypen in oben genannten Schutzgebieten durch das Verhältnis zwischen den Anteilen in gesicherten Flächen zu den Anteilen in den ökologischen Schwerpunkträumen je Naturraum. Liegt dieses Verhältnis bei eins oder darüber, so sind die jeweiligen Standorttypen in den Schutzgebieten ebenso oder besser repräsentiert wie in den ökologischen Schwerpunktgebieten. Der Sicherungsgrad insgesamt ist – wie oben geschildert – davon unabhängig relativ niedrig. Liegt der dargestellte Wert unter eins, so sind die jeweiligen Lebensraumtypen in den geschützten Gebieten nicht entsprechend ihrer Häufigkeit im ökologischen Schwerpunktgebiet – und damit i. d. R. auch im gesamten Naturraum – repräsentiert.


Tab. 31:       Repräsentanz der Lebensraumtypen in den Schutzgebieten für Natur und Landschaft

Naturraum

Repräsentanz der Lebensraumtypen in den Schutzgebieten für Natur und Landschaft

Feuchte Standorte und Auenstandorte

Mittlere Standorte

Trockene Standorte

Oberpfälzisches Hügelland (070)

1,1

0,02

0,9

Obermainisches Hügelland (071)

1,4

0,6

0,8

Nördliche Frankenalb (080)

1,4

0,6

1,3

Nordwestlicher Frankenwald (392)

0,7

2,9

0,6

Münchberger Hochfläche (393)

1,1

0,3

0,6

Hohes Fichtelgebirge (394)

1,1

1,3

0,6

Selb-Wunsiedler Hochfläche (395)

1,0

0,9

0,8

Mittelvogtländisches Kuppenland (411)

1,2

0,6

0,8

Oberes Vogtland (412)

1

1

1,3

(hier: GLB, NSG, NATURA 2000); je näher der Tabellenwert bei der Zahl 1 liegt, desto besser ist der Standort innerhalb der Schutzgebiete repräsentiert, Werte kleiner 1 bedeuten, dass der Standort im Bereich der Schutzgebiete unterrepräsentiert ist, Werte über 1 bedeuten, dass der Standort mindestens entsprechend seiner Häufigkeit im Naturraum repräsentiert ist)

Zur Sicherung besonders wertvoller Gebiete sollen Naturschutzgebiete ausgewiesen und durch geeignete Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zur nachhaltigen Erhaltung naturraumtypischer und seltener Arten beigetragen werden. Grundsätzlich sollen dabei Feucht- und Trockenstandorte bevorzugt berücksichtigt werden, da sie den Hauptanteil an Lebensräumen gefährdeter und seltener Arten ausmachen, und auf Grund ihrer Empfindlichkeit eine naturschutzrechtliche Sicherung für die langfristige Erhaltung meist besonders wichtig ist. Für künftige Schutzgebietsausweisungen ist darüber hinaus auch entscheidend, inwieweit die besonders wertvollen Bestände bereits durch bestehende Schutzgebiete gesichert sind.

Für obige Tabellen (29 bis 31) wurde die Biotopkartierung in Bezug auf die Standorteigenschaften von schutzwürdigen Biotopen, die innerhalb oder außerhalb von Naturschutzgebieten liegen, ausgewertet, wobei hier durch die Mehrfachvergabe von Biotopnummern sowie die Unterscheidung in Haupt- und Nebenbeständen im Rahmen der Biotopkartierung mit Ungenauigkeiten zu rechnen ist. Außerdem erfolgte eine Interpretation der Bewertungskarten des Arten- und Biotopschutzprogramms mit der Fragestellung, inwieweit die wertvollen Trocken- und Feuchtstandorte mit bestehenden Naturschutzgebieten sowie NATURA 2000-Gebieten gesichert sind und vor allem auch inwieweit damit die landesweit, überregional und regional bedeutsamen Bestände abgedeckt sind. Auf der Basis dieser Interpretation lassen sich zwar keine genauen Flächenbedarfsberechnungen durchführen, aber es können die aus Tabelle 29 bis 31 abzulesenden und – in einer der Datenlage angemessenen Weise – nachfolgend dargelegten Tendenzen aufgezeigt werden, die bei künftigen Schutzgebietsausweisungen verfolgt werden sollten.

Im Überblick lässt sich feststellen, dass in allen Naturräumen die feuchten Standorte der Region in den bestehenden Schutzgebieten überwiegend gut repräsentiert sind, die trockenen dagegen tendenziell geringer und die mesophilen, also mittleren Standorte eher unterrepräsentiert sind.

Zu den mittleren Lebensraumtypen zählen z.B. Gebüsche, Hecken, Feldgehölze oder Streuobstwiesen der strukturreichen Kulturlandschaften wie sie beispielsweise entlang des Muschelkalkzuges im Obermainischen Hügelland oder in der Frankenalb vertreten sind. Diese Kulturlandschaften mit z. T. noch gut vernetzten Biotopen sollten in allen Naturräumen bei der Ausweisung von Schutzgebieten stärker Beachtung finden. Dabei ist jedoch für jeden Einzelfall abzuwägen, ob und wenn ja, welches Sicherungsinstrument dem Erhaltungszweck bei gleichzeitiger Sicherung einer nachhaltigen Landnutzung am besten dienlich ist (vgl. Kapitel 9.2: „Landschaftsschutzgebiete“).

Des weiteren zählen zu den Lebensräumen mittlerer Standorte viele naturnahe Wälder wie z.B. die Hang- und Schluchtwälder der engen Täler in der Frankenalb oder die großen Waldgebiete wie Fichtelgebirge mit Steinwald, Selber Forst, Arzberger Forst und Reichswald, Frankenwald, Limmersdorfer Forst oder Veldensteiner Forst. Auch den Wäldern mittlerer Standorte sollte bei zukünftigen Schutzgebietsausweisungen, insbesondere bei großflächig zusammenhängenden und wenig zerschnittenen Gebieten mit hoher Strukturvielfalt, eine stärkere Beachtung zukommen.

Ein Vergleich der Werte aus Tabelle 27 und 28 (siehe oben), dargestellt in nachfolgender Tabelle 32, zeigt, dass v. a. im Hohen Fichtelgebirge der Anteil der gesicherten Offenlandbereiche deutlich über dem Anteil der insgesamt gesicherten ökologischen Schwerpunkträume und damit über dem der Wälder liegt. In den Schutzgebieten dominieren die Blockschutthalden der Gipfellagen und die Feucht- und Bergwiesen (Kornbachtal, Nagel, Mehlmeisel u. a.). Hier wäre sicher eine verstärkte Ausweisung von Waldgebieten sinnvoll (vgl. auch Kapitel 9.1.1: Erweiterung bestehender Schutzgebiete).


Tab. 32:          Anteil der gesicherten ökologischen Schwerpunkträume des Offenlandes im Vergleich zum Gesamtanteil der gesicherten Schwerpunkträume pro Naturraum

Naturraum, sortiert nach Anteilen gesicherter ökologischer Schwerpunkträume

Anteil gesicherter ökologischer
Schwerpunkträume

Anteil gesicherter
ökologischer Schwerpunkträume des Offenlandes


Vergleich Offenland/
Gesamt

Selb-Wunsiedler Hochfläche (395)

21 %

18 %

0,87

Oberpfälzisches Hügelland (070)

20 %

20 %

1,00

Oberes Vogtland (412)

15 %

7 %

0,49

Nördliche Frankenalb (080)

11 %

8 %

0,69

Münchberger Hochfläche (393)

10 %

3 %

0,33

Nordwestlicher Frankenwald (392)

9 %

3 %

0,34

Obermainisches Hügelland (071)

8 %

7 %

0,91

Hohes Fichtelgebirge (394)

5 %

23 %

4,30

Mittelvogtländisches Kuppenland (411)

5 %

4 %

0,88

(Ergebnis des Vergleichs zwischen Tabelle 27 und 28, vgl. oben)

Die übrigen Vergleichswerte obiger Tabelle sind auf Grund der großen Ungenauigkeit nur mit Vorsicht zu interpretieren. Noch am deutlichsten ließe sich anhand obiger Werte eine Unterrepräsentanz des Offenlandes in den Schutzgebieten für den Frankenwald ableiten.

Im Frankenwald erklärt dies auch die geringe Repräsentanz der feuchten und trockenen Standorte (vgl. Tabelle 31). So sind z.B. die wertvollen Wiesenbrütergebiete der Bad Stebener Rodungsinsel nicht durch Schutzgebiete obiger Kategorien abgedeckt. Bei zukünftigen Ausweisungen im Frankenwald sollten solche Standorte stärker berücksichtigt werden.

Das sehr ähnliche Ergebnis der Münchberger Hochfläche ist jedoch anders zu interpretieren. Hier ist bereits auf Grund der Landschaftsstruktur der Anteil der ökologischen Schwerpunkträume an der Naturraumfläche sehr gering: 4 % (vgl. Tabelle 27), davon sind lediglich 10 % also 0,4 % der Naturraumfläche gesichert (vgl. Tabelle 27 und 32 oben). Diese wenigen Gebiete sind z. T. Wälder (Peterleinstein, Bernecker Felshänge, Woja- und Haidleite) und z. T. enge Bachtäler in Waldgebieten, die alle kleinräumig auch über Offenlandbereiche verfügen (Felskuppenvegetation, Magerrasen, Blockschutthalden, Auwiesen) und lediglich auf Grund der Generalisierung im Maßstab des LEK bei obiger Auswertung als Wälder gerechnet worden sind. Eine Unterrepräsentanz des Offenlandes lässt sich daraus nicht ableiten.

In den übrigen Gebieten sind die Unterschiede zwischen den gesicherten Anteilen des Offenlandes und des Waldes nicht deutlich genug, um bei der erläuterten Ungenauigkeit klare Präferenzen für die zukünftige Schutzgebietsausweisung von Wald oder Offenland abzuleiten.

 


 

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