4.2 Konflikte Wasser (Karte 3.2)

Tab. 16:    Mögliche Beeinträchtigungen des Schutzguts Wasser

Nutzung/
Belastungsfaktor

Kurzbeschreibung des Auftretens in der Region

Landwirtschaft

Einsatz von Düngern und Pflanzenschutz-mitteln

Darstellung in Karte 3.2: Bereiche mit möglichen Beeinträchtigungen des Grundwassers durch Stoffeinträge

Auf Standorten mit einem geringen Rückhaltevermögen für sorbierbare oder nicht sorbierbare Stoffe bestehen bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung erhöhte Risiken für das Grundwasser. In der Region Oberfranken-Ost sind insbesondere im Nordwestlichen Frankenwald, auf der Münchberger Hochfläche, im Mittelvogtländischen Kuppenland, im Hohen Fichtelgebirge und in Teilen der Nördlichen Frankenalb Standorte mit einem geringen Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe verbreitet. Soweit diese Standorte intensiv landwirtschaftlich genutzt werden, ergeben sich erhöhte Nitrataustragsrisiken. Dies betrifft vor allem:

  • das Mittelvogtländische Kuppenland
  • weite Teile der Münchberger Hochebene, südwestlich bis nach Gefrees
  • den nördlichen Teil des Naturraumes Nördliche Frankenalb rund um Hollfeld
  • Teile der Selb-Wunsiedler Hochfläche
  • Verschiedene kleine Flächen in anderen Naturräumen

Ein hohes Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe und damit eine geringe Beeinträchtigung des Grundwassers findet sich nur in den Naturräumen Ober­mainisches und Oberpfälzisches Hügelland, den nordöstlichen Randbereichen der Selb-Wunsiedler Hochfläche sowie in Teilbereichen der Nördlichen Frankenalb.

Über das Grundwasser kann das nicht sorbierbare Nitrat aus der Landwirtschaft auch die Fließgewässer erreichen. Folgende Gewässereinzugsgebiete in Oberfranken-Ost weisen ein erhöhtes Nitrateintragsrisiko über das Grundwasser auf:

  • Nördliche Frankenalb: Wiesent-Zuflüsse Kainach, Lochau und Aufseß
  • Obermainisches Hügelland: Zaubach
  • Frankenwald: Selbitz-Zuflüsse Stebenbach und Issigbach sowie Zaubach-Zuflüsse Zettlitz, Katzenbach und Schindelbach
  • Münchberger Hochfläche: Selbitz, Schwesnitz, Lamitz und Ölschnitz sowie Zuflüsse der sächsischen Saale wie Pulschnitz, Haidbach und Ulrichsbach
  • Selb-Wunsiedler Hochfläche: Flitterbach, Thiersbach, Leimatbach, Bibersbach
  • Mittelvogtländisches Kuppenland: Einzugsgebiete der Sächsischen Saale und der Südlichen Regnitz

Erosion

Darstellung in Karte 3.2: Mögliche Beeinträchtigung von Oberflächengewässern durch Erosion in Einzugsgebieten mit hohen Anteilen erosionsgefährdeter Gebiete

Durch Bodenerosion (vgl. auch Karte 3.1) kann es zu diffusen Schad- und Nährstoffeinträgen (insbesondere Phosphat) in Oberflächengewässer kommen. Besonders gefährdet sind hierbei Gewässer in deren Einzugsgebieten hohe Anteile erosionsgefährdeter Standorte liegen. Im einzelnen lassen sich in folgenden Gewässereinzugsgebieten mit überwiegender Ackernutzung und verstärkter Erosionsgefahr mögliche Beeinträchtigung der Fließgewässer erwarten:

  • Nördliches Mittelvogtländisches Kuppenland bei Rudolphstein und bei Töpen (Einzugsgebiet Tannbach)
  • Östlich des Rehauer Forstes bei Sigmundsgrün (Furthbächlein, Zinnbach)
  • Auf der Selb-Wunsiedler Hochfläche bei Arzberg (Flitterbach, Röthenbach) sowie zwischen Wunsiedel und Marktredwitz (Röslau)
  • Im Frankenwald bei Presseck (Schlackenmühlbach, Pfarrbach, Rauschbach)
  • Westliche Münchberger Hochebene bei Kupferberg (Liesbach, Schieferbach, Wolfsbach, Schröfleinsbach, Mühlwiesbach, Koserbach, Mussenbach, Hofbach) und bei Bad Berneck (Ölschnitz zum Weißen Main)
  • Im Obermainischen Hügelland bei Kirchleus (Leßbach, Grundbach, Geretsbach)
  • In der Nördlichen Frankenalb bei Alladorf (Einzugsgebiet der Lochau), Plankenfels (Einzugsgebiet Truppach), nördlich von Pottenstein (Ailsbach, Haselbrunnbach, Püttlach), nördlich und östlich von Pegnitz (Fichtenohe, Pegnitz, Buchauer Bach, Goldbrunnenbach), sowie im Süden bei Spies

Ackernutzung in Auenfunktionsräumen

Darstellung in Karte 3.2: Stoffeinträge durch großflächige Ackernutzung in Auenfunktionsräumen.

Auf Ackerflächen in Auenfunktionsräumen kann es bei Überflutungsereignissen zu Boden-abtrag und damit verbundenen Stoffeinträgen in die Oberflächengewässer kommen. Derar-tige Beeinträchtigungen durch großflächige Ackernutzung in gewässernahen Bereichen der Auenfunktionsräume sind vor allem möglich:
  • im Wiesenttal
  • am Ailsbach
  • an der Fichtenohe
  • am Roten Main sowie seinen Nebenflüssen Mistel und Ölschnitz
  • am Weißen Main sowie seinen Nebenflüssen Trebgast, Zaubach, Untere Steinach, Schorgast,
  • im Tal der Selbitz
  • im Saaletal sowie ihren Nebenflüssen Lamitz, Schwesnitz und Südlicher Regnitz
  • im Egertal
  • im Selbtal
  • im Röslautal
  • im Tal der Kösseine

Forstwirtschaft

 

Versauerung / Nitratauswaschung

Darstellung in Karte 3.2: Bereiche mit möglichen Beeinträchtigungen des Grundwassers durch Stoffeinträge

Beeinträchtigungen des Grundwassers und in Folge auch der Oberflächengewässer sind bei den hohen Säureeinträgen in der Region Oberfranken-Ost insbesondere auf Standorten mit geringem oder sehr geringem Versauerungs­widerstand möglich, welche zudem i. d. R. mit Nadelwald bestockt sind. Hier kann es zu einer starken Versauerung der Böden und des Grundwassers und damit einhergehender Freisetzung toxisch wirkender Metallionen wie z.B. Aluminium kommen.

Hohe Beeinträchtigungen des Grundwassers durch Versauerung sind regelmäßig in den Bereichen zu erwarten, in denen auch besondere Versauerungsrisiken für den Boden bestehen (vgl. Kap. 4.1). Zu nennen sind hier insbesondere die Waldbestände im Hohen Fichtelgebirge und im Frankenwald. Weitere Gebiete mit erhöhten Gefährdungen finden sich im Veldensteiner Forst, im Ziegelhüttener Forst, im Kulmbacher Forst und auf der Selb-Wunsiedler Hochfläche im Selber Forst, Kaiserhammer Forst und Hohenberger Forst.

Geringe bis mäßige Beeinträchtigungen durch Versauerung sind auf Böden mit höherer Pufferkapazität zu erwarten, wie sie insbesondere auf der Frankenalb und in Teilen des Obermainisch/Oberpfälzischen Hügellandes vorkommen (vgl. Kap. 4.1).

Neben der Versauerung sind auch mögliche Nitrateinträge in das Grundwasser als Problem anzusehen. So können über das Aufnahmevermögen der Wälder hinausgehende Stickstoffeinträge aus der Atmosphäre auch unter Waldbeständen zu Nitratauswaschungen führen. In der Region Oberfranken-Ost liegen die atmosphärischen Stickstoffeinträge im Bereich zwischen 35 und 70 kg/ha im Jahr und übersteigen damit das Aufnahmevermögen der Wälder bei weitem. Langfristig ist bei unverändert hohen Stickstoffeinträgen somit auch unter Waldbeständen mit Nitratauswaschungen zu rechnen, wobei Gebiete mit hohen Sickerwasserraten auf Grund der Verdünnungseffekte weniger gefährdet sind als Bereiche mit geringen Sickerwasserraten.

Sehr hohe Beeinträchtigungsrisiken ergeben sich für fast alle Waldbestände der Fränkischen Alb, des Obermainisch/Oberpfälzischen Hügellandes, der Selb-Wunsiedler Hochfläche und der Münchberger Hochfläche. Im Frankenwald und im Fichtelgebirge überwiegen auf Grund der höheren Sickerwasserraten hohe Beeinträchtigungsrisiken. Mittlere Beeinträchtigungsrisiken finden sich in diesen Naturräumen auf Standorten mit sehr hohen Niederschlägen und entsprechend hohen Sickerwasserraten, wie beispielsweise im Umfeld des Ochsenkopfes. Bereiche mit geringen Beeinträchtigungsrisiken konnten in der Region Oberfranken-Ost auf Grund der hohen Stickstoffdepositionen nicht nachgewiesen werden.

Siedlung/Gewerbe

Flächenversiegelung

Darstellung in Karte 3.2: Reduzierung der Grundwasserneubildung durch geplante Flächenversiegelung

Die Flächenversiegelung führt zu Verminderungen der Grundwasserneubildungsrate sowie zur Erhöhung des Oberflächenabflusses und einer damit einhergehenden Erhöhung von Abflussspitzen in den Oberflächengewässern.

Größere Flächenversiegelungen sind innerhalb der Region vor allem in den Stadt- und Umlandbereichen Bayreuth, Hof und Kulmbach vorhanden. Einen Überblick zu weiteren geplan­ten Maßnahmen der Gewerbe und Siedlungsentwicklung gibt die Zusammenstellung in der Konflikttabelle Boden. Auf Grund hoher Grundwasser­neubildungsraten sind die geplanten großflächigen Gewerbegebiete nordöstlich von Hof und südlich von Helmbrechts als besonders konfliktträchtig hervorzuheben.

Freisetzung von Schadstoffen

Je nach Art der Betriebe und dem Rückhaltevermögen der Böden können sich mehr oder weniger hohe Beeinträchtigungsrisiken für das Grundwasser durch Schadstoffeinträge ergeben. Eine genauere Beurteilung dieses Sachverhalts ist im LEK maßstabsbedingt nicht möglich.

Verkehr

Schadstoffausstoß
- Emissionen
- Spritzwasser
- Straßenabwasser
- Unfallgefahr

Durch die Emissionen des Straßenverkehrs, die Straßenunterhaltung (Streusalzeinsatz) und Unfälle können sich Beeinträchtigungen des Grundwassers ergeben. Erhöhte Risiken bestehen dabei in Gebieten mit einer geringen Rückhalte­fähigkeit der Böden, wie sie in großen Teilen der Region verbreitet sind. Aus­nahmen mit einer geringeren Empfindlichkeit gegenüber Stoffeinträgen bilden lediglich das Obermainische und Oberpfälzische Hügelland sowie die Selb-Wunsiedler Hochfläche.

Ver-/Entsorgung

Produktenleitungen (Erdöl, Mineralöl-produkte)

In der Region Oberfranken-Ost befinden sich keine Produktenleitungen für Erdöl oder Mineralölprodukte, die im Falle einer Unfalls das Grundwasser beeinträchtigen könnten. In den vorhandenen Produktenleitungen wird ausschließlich Erdgas transportiert.

Deponien,
Müllverbrennungs­
anlagen

Deponiestandorte, von denen potenziell erhebliche Beein­trächtigungen der Grundwasserqualität ausge­hen können (vgl. Karte 2.2), befinden sich

  • nördlich von Kulmbach
  • ca. 4 km nördlich von Bayreuth im Bereich des Trebgasttales
  • östlich von Marktredwitz
  • nordwestlich von Arzberg sowie
  • im Nordwesten von Hof

Kraftwerke

Bestehende Abwärmebelastung der Röslau durch das Kraftwerk bei Arzberg, welches allerdings in den nächsten Jahren stillgelegt werden soll.

Wasserwirtschaft / Wasserbau

Ausbau von Fließgewässern, Hochwasserfreilegung

Darstellung in Karte 3.2: Mögliche Beeinträchtigung von Oberflächengewässern durch Veränderungen der Gewässerstruktur; Mögliche Beeinträchtigung von Auenfunktionen

Längere Fließgewässerstrecken mit stärkeren Beeinträchtigungen der Gewässerstruktur weisen insbesondere Main, Roter Main, Weißer Main, Sächsische Saale und Schwesnitz auf.

Beeinträchtigungen der Auenfunktionen sind bei fast allen Gewässern innerhalb der Ortslagen gegeben.

Erholung / Fremdenverkehr

Badenutzung u.a. wassergebundene Erholungsformen

Intensive Bade- bzw. Freizeitnutzung mit möglichen Beeinträchtigungen für die Gewässerqualität liegt an folgenden Stillgewässern vor:

  • Förmitztalsperre bei Schwarzenbach a. d. Saale
  • Untreusee bei Hof
  • Weißenstädter See
  • Feisnitzspeicher
  • Trebgastsee
  • Fichtelsee

Von den genannten Gewässern gelten die Förmitztalsperre als meso- bis eutroph, der Untreusee als eutroph und der Feisnitzspeicher als mesotroph mit Tendenz zu eutroph. Der Weißenstädter See und der Trebgastsee müssen u. a. auf Grund von landwirtschaftlichen Nährstoffeinträgen als stark eutroph eingestuft werden. Der Fichtelsee nimmt bedingt durch seine Lage in einem Moorgebiet eine Sonderstellung als dystropher See ein.

Rohstoffabbau

Grundwasserfreilegung

Alle bestehenden oder geplanten Nassabbauflächen befinden sich im Naturraum Obermainisches Hügelland.

In Betrieb befindliche Nassabbauflächen finden sich östlich von Bayreuth bei Bindlach und bei Görschnitz sowie südwestlich von Kulmbach bei Melkendorf. Weiterer Nassabbau ist geplant bei Thiefenthal nordöstlich von Creußen sowie bei Sandreuth südlich von Harsdorf.

Vorrang- und Vorbehaltsflächen für den Rohstoffabbau von Kiesen und Sanden, in denen auf Grund der Lage innerhalb von Niederungsbereichen Nassabbau zu erwarten ist, finden sich in der Mainniederung bei Kulmbach, in der Niederung der Warmen Steinach bei Bindlach, Untersteinach und Weidenberg, in der Niederung des Weißen Mains bei Lanzendorf, in der Trebgastniederung zwischen Lindau und Harsdorf sowie bei Kirchenpingarten.

Unter Grundwasserschutzaspekten können Nassabbaue sowohl negative als auch positive Effekte haben, welche im Einzelfall unter Berücksichtigung der Vorbelastungen und hydrochemischen sowie hydrogeologischen Eigenschaften des jeweiligen Grundwasserleiters und der Folgenutzungen des Abbaugebietes zu beurteilen sind. So birgt die Offenlegung des Grundwassers immer das Risiko ungefilterter Einträge z.B. durch illegale Müllablagerungen oder durch Nähr- und Schadstoffeinträge von angrenzenden Flächen. Auch kann z.B. sauerstoffarmes Tiefenwasser aus eutrophierten Baggerseen in sauerstoffhaltigen Grundwasserleitern räumlich begrenzt eine Mobilisierung von Eisen, Mangan und ggf. anderen Schwermetallen auslösen (vgl. Boos, J.-K. 2000, DVWK 1992). Andererseits können oligotrophe Abbaugewässer mit ausreichender Sedimentationsleistung als Nähr- und Schadstoffsenke wirken und somit positive Effekte auf die Grundwasserqualität ausüben. So ist bei reduzierenden Milieubedingungen im Hypolimnion und Seesediment sowie oxidativen Grundwasserverhältnissen eine Verminderung der Nitratbelastungen des Grundwassers durch Denitrifikationsprozesse möglich. (vgl. Bertleff et al. 2001 / Boos K.-J. 2000). Grundsätzlich werden die möglichen Wirkungen von Abbaugewässern auf die Grundwasserqualität immer im Einzelfall zu beurteilen sein.

 



 

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